top of page

Faul sein ist gut - oder wie kreative Prozesse funktionieren

„Hi Autumn“ steht auf dem Schaufenster eines Modegeschäfts, an welchem ich heute Morgen vorbeilaufe. Ein Smile huscht über mein Gesicht. „Ja“, denke ich, „Hi neu gewonnene Kreativität und Energie!“

Ich bin kein Fan von heissem Wetter, von Tropennächten und grellem Sonnenlicht – das löst bei mir, ehrlich gesagt, keine Begeisterungsschübe aus. Die heissen Tage dieses Sommers haben mich zuerst in eine Isolation getrieben und dann zu einer wunderbar erholsamen und letztendlich fruchttragenden Faulheit verführt.

Zu Beginn der Hitzephase habe ich versucht, hinter den verschlossenen Fensterläden und in den dunklen Zimmern zu arbeiten, meine Pendenzen abzutragen, endlich einmal Buchhaltung zu machen und all die Sachen zu erledigen, für die ich sonst nie Zeit habe. Das fühlte sich aber in etwa so an wie damals, als ich als Kind mit den Eltern eine Wanderung machen musste und nicht verstanden hatte, warum ich nicht mit den Barbies zu Hause weiterspielen durfte – ich hatte null Motivation.

Dann habe ich meinen Laptop genommen – so à la schicker Trend: „Schaut mal, ich habe ein Online-Business und kann überall arbeiten“, – und habe mich damit in die Badi gesetzt, in die Parks und in schnuckelige Kaffees. Resultat: schreiende Kinder, stinkender Güsel, laute Baustellen, schlecht gelaunte Kellner, Massen von Touristen und Sonnenbrand ... weit und breit keine kreativen Ideen, weder Flow, noch Sommerdrive noch Glücksgefühl.

Also habe ich mich von der „Du-musst-doch“-Stimme abgewendet und mich der Faulheit mal so richtig hingegeben. Ich habe mich zurückgezogen, habe gelesen, total gemütlich an meinem Buch geschrieben, nachgedacht, meditiert, bin jeweils so gegen Sieben in den See schwimmen – also: eher in den See liegen – gegangen, habe mich dort treiben lassen, habe alte Freunde wiedergetroffen und habe die Seele so richtig baumeln lassen. – Ha, geht doch!

Echt? ... Oder doch etwas verpasst? Business abgestürzt? Nein, im Gegenteil. Jetzt bin ich wie neu aufgeladen: Mir fliegen die Ideen nur so zu, es geht mir alles flott und locker von der Hand, ich bin total kreativ, und ich kann auch wieder zuhören, Inputs aufnehmen und schnell umsetzen. Und was das Schönste ist: Meine Auftritte gestalten sich wie von alleine. Es sprudelt einfach so aus mir heraus.

Was passiert denn eigentlich, wenn man der Faulheit Platz gibt? – Das Hirn wird auf Reset gestellt, die Nerven können sich erholen, und die Intuition kann sich wieder entfalten. Übrigens, das Wort „Faulsein“ gibt es noch gar nicht so lange, in der Antike nannte man das Phänomen „Musse“.

Hier die 5 wichtigsten Regeln des Faulseins

1. Etwas Musisches tun

Faul sein heisst: lesen oder Musik hören, malen, schreiben oder etwas betrachten etc.– etwas Musisches tun. Also nicht TV oder YouTube schauen, auf FB surfen, etwas Süsses essen oder auf dem Sofa rumhängen.

2. Zeitrahmen geben

Am besten gebe ich mir fürs Faulsein einen Zeitraum von ein paar Tagen. Da kann ich zum Beispiel in ein ruhiges Hotel in die Bergen gehen, am Morgen schreiben und am Nachmittag gemütlich durch die Wälder spazieren. Kein Wandern oder Joggen.

3. Loslassen

Es gibt immer diese innere Stimme, die sagt: „He, du musst doch noch ...“. Diese gilt es komplett loszulassen und ihr zu sagen: „Es ist schon gut, dass du da bist, aber im Moment brauche ich dich nicht.“

4. Im Hier und Jetzt sein

Einfach ist das nicht, das ist klar. Aber es nützt schon, wenn ich mir das immer wieder sage: „Sei im Hier und Jetzt.“ Ich kann diesen Satz auch auf kleine Zettelchen schreiben und diese zum Beispiel im Bad an den Spiegel hängen.

5. Nicht erklären – einfach machen

Ich muss meine Faulheit nicht rechtfertigen. Ich muss niemandem erklären, was ich gerade tue. Ich mache es einfach. Ich BIN einfach faul. Basta.

Aktuelle Einträge
Archiv
Schlagwörter
Facebook
  • Facebook Basic Square
bottom of page